Im Juli 1997 durfte ich an einer ganz besonderen Konferenz
mit fast 5000 christlichen Leitern teilnehmen - der Global
Consultation On World Evangelization oder der GCO-
WE- 97. Die Konferenz bestand im Wesentlichen aus drei
intensiven Tagen mit zehn Konsultationen von Spezialisten,
die alle dazu dienen sollten, die Ziele der Bewegung
AD2000 zu fördern: Eine Gemeinde für jede Volksgrup-
pe und das Evangelium für jeden Menschen bis zum Jahr
2000. Ich nahm an der Konsultation der Schulleiter und
akademischen Dekane der theologischen Ausbildungsstät-
ten der ganzen Erde teil. Ich glaube, das war das erste Mal,
dass solch eine Konsultation überhaupt abgehalten wurde
und die Frage, die dort erörtert wurde, lautete: Wie kön-
nen die theologischen Ausbildungsstätten mehr zur Welt-
mission beitragen?
Dr. David Kirn vom Torch Centre (Fackelzentrum) in
Seoul, Korea, war einer der Leiter dieser Konsultation, und
er begann seine Rede mit den aufrüttelnden Worten: »Wir
sind gefährliche Leute,« Er erläuterte die Doppelbedeu-
tung dieses Satzes: Viele Theologen sind mit ihren Irrleh-
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ren, die ganze Generationen von Pastoren in die Irre geleitet
haben, für die Gemeinde Jesu eine Gefahr gewesen, wohin-
gegen andere einen tief greifenden, positiven Einfluss auf
die Weltmission genommen haben, indem sie ihr Herzens-
anliegen, die Weltmission, durch intensive Jüngerschulung
an die Studenten ihrer Seminare und Bibelschulen weiter-
gegeben haben. Die Geschichte der theologischen Schulen
in Europa und Nordamerika zeigt, dass die Studenten die-
ser Schulen unwahrscheinlich leichtgläubig sein können,
wenn es darum geht, diese Irrlehren zu übernehmen. Durch
den Glaubensabfall in den theologischen Ausbildungsstätten
kamen immer zuerst die Gemeinden theologisch auf Ab-
wege, dann war die ganze Denomination betroffen und
schließlich auch die Arbeit auf den Missionsfeldern.
In einem vorherigen Kapitel haben wir Teile der Entste-
hungsgeschichte der theologischen Ausbildungsstätten ver-
folgt und die Umstände betrachtet, die dazu führten, dass
sich die geistliche Entwicklung und die akademische Aus-
bildung unabhängig von den Gemeinden abspielen, in die
die Absolventen später wieder zum Dienst zurückkehren.
Möglicherweise ist ja die eigentliche Ursache für die Ver-
drängung der Mission in den vergangenen Jahrhunderten
unser System der theologischen Ausbildung gewesen. Das
geistliche Leben und die Mission wurden im Namen der
akademischen Freiheit und der akademischen Standards
geopfert. Die Rechenschaft gegenüber den Abnehmern
der Absolventen darüber, welche Fächer in den Lehrplan
aufgenommen wurden, welche Theologie für die Richtige
gehalten wurde und die Frage nach der Qualität des geist-
lichen Lebens der Studenten blieb dabei unbeantwortet.
Diese Entwicklung hat sich im negativen Einfluss auf
diejenigen fortgesetzt, die Gott zu neuen Pionieraufgaben ...
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